Nachhaltigkeit in Theorie und Praxis:

dasgute.haus startet monatlichen Upcycling-Treff und Fortführung von Lektüre-Seminar zu „Die Welt neu denken“ von Maja Göpel am Donnerstag, den 10. November

BUTZBACH (PM). Am kommenden Donnerstag, den 10. November 2022 startet der offene Näh-, Flick- und Upcycling-Treff in dasgute.haus. Immer am zweiten Donnerstag im Monat hat man ab sofort von 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr die Gelegenheit sich zu den Themen Nachhaltigkeit und Bekleidung auszutauschen, neue Anregungen zu erhalten, direkt kreativ zu werden oder vor Ort zu lernen, wie Knöpfe angenäht oder Löcher geflickt werden können.

Alle, die bereits gerne nähen oder die die Lust verspüren, sich mit kreativen Ideen einem nachhaltigeren Lebensstil zu nähern, aber noch nicht genau wissen wie und wann, sind herzlich eingeladen, vorbeizukommen. Man kann seine Nähmaschine mitbringen oder auch das bereits begonnene kreative Projekt oder aber auch sich erstmal informieren und austauschen. Das Angebot ist kostenlos und kann ohne Voranmeldung einfach besucht werden. Alle Altersgruppen sind willkommen.

Angeleitet wird der offene Treff von Julia Kline, Modedesignerin und selbstständige Beraterin für Nachhaltigkeit im Textilbereich. (s. angefügte Fotos)

Im unten beigefügten Interview berichtet sie, wer und was sich genau hinter diesem neuen Angebot verbirgt.

Am Donnerstag den 10.11. von 19:00 bis 20:30 Uhr findet zudem der nächste Abend des Lektüre-Seminars rund um das Buch „Die Welt neu denken. Eine Einladung“ von Maja Göpel statt. Eine Mehrheit der Menschen zumindest in Westeuropa ist der Ansicht, „dass es so nicht mehr weitergehen kann“ in Bezug auf die Natur, das Finanz- und das Wirtschaftssystem und einige gesellschaftliche Entwicklungen. Eine der großen Fragen lautet: Warum ändert sich trotzdem kaum etwas an den Verhaltensweisen? In ihrem Buch hat Maja Göpel versucht, darauf eine Antwort zu geben und mögliche Lösungen zu beleuchten. Die Verhältnisse ändern sich stetig und unausweichlich, in allen möglichen Dimensionen. Unsere Denkmuster einschließlich der sie verstärkenden Empfindungen aber sind dem nicht mehr angepasst: Vieles von dem, was wir für verlässlich und selbstverständlich halten, entpuppt sich zunehmend als unzutreffend und deshalb problematisch.

Entlang der gemeinsamen Lektüre ausgewählter Kapitel und auch kürzerer Passagen des Buches wollen wir bewusst machen, worin die Gewohnheiten, die Regeln und die unhinterfragten Voraussetzungen bestehen, die unsere Denk- und Lebensweisen so träge und unbeirrbar sein lassen. Besondere Denkanstöße zu diesem Thema wird am kommenden Donnerstag eine Referentin ermöglichen:

Diplompsychologin und Erziehungswissenschaftlerin Susanne Wächtershäuser-Vespermann aus Marburg wird zu Gast sein. Sie hält einen Kurzvortrag zu einem Thema aus der Denkpsychologie. Im Anschluss wird sie für die Diskussion zur Verfügung stehen. Dabei werden wir Mechanismen des Gehirns und der Psyche kennenlernen, die u.a. ein umweltgerechteres Verhalten verhindern, obwohl die rationale Einsicht verbreitet ist, dass ein solches dringend nötig wäre.

Das Lektüreseminar versteht sich als kein klassisches Seminar, sondern ist bewusst offen und experimentell angelegt: Es gibt keinen Lehrer und keine Dozentin, nur einen Moderator (Lothar Jung von der „Stiftung Kultur und politisches Bewusstsein“). Es ist möglich, sich aktiv zu beteiligen, zum Beispiel durch Kurzvorträge von wenigen Minuten zu einschlägigen Teilaspekten, ebenso aber die rein passive Teilnahme als Zuhörer – und alles dazwischen. Auch wenn man bisherige Termine verpasst hat, kann man gerne am kommenden Donnerstag zu der Lektüre- und Diskussionsrunde dazustoßen.

Die Buchlektüre findet jeden 2. Donnerstag im Monat von 19.00 bis ca. 20.30 Uhr (je nach Gesprächsbedarf) im dasgute.haus in der Krachbaumgasse 1-7 in Butzbach statt. Geplant ist das Seminar bis Mai 2023. Eine Anmeldung per E-Mail an ticket@dasgute.haus ist zur Planbarkeit schön, aber nicht zwingend. Getränke und Snacks gibt es vor Ort. Eintritt gibt es keinen. Jeder zahlt was ihm der Abend, Getränke und Snacks wert waren. dasgute.haus ist eine gemeinnützige Genossenschaft, die Stiftung Kultur und politisches Bewusstsein eine gemeinnützige GmbH, beide sind auf Spendengelder angewiesen.

Interview mit Julia Kline zu ihrem neuen Angebot eines Näh- und Upcycling Treffs:

Frage 1: Was bewegt Dich, einen Näh-/Upcycling Treff ins Leben zu rufen? 

Julia Kline: „Kleidung ist innerhalb der letzten Jahrzehnte ein Wegwerfprodukt geworden. Die meisten Menschen unserer Generation können nicht mehr Nähen, Flicken, oder sogar einen Knopf annähen. Dabei sind Textilien ein großer Teil unseres Lebens, und sie zu flicken und zu reparieren ist ein Akt der Fürsorge, Wertschätzung und Kreativität. Es ist auch das, was jede*r Einzelne tun kann, um einen Teil dazu beizutragen, die Welt ein bisschen nachhaltiger zu machen. 

Außerdem macht es einfach Spaß, man kann sich kreativ ausleben, wenn man möchte und es tut gut mal wieder was mit den Händen zu machen.“ 

Frage 2: Was erwartet einen, wenn man am Donnerstag dazu kommt? 

Julia Kline: „Ich erwarte Euch mit meinen Nähmaschinen, offenen Armen und großer Freude daran, neue Leute in Butzbach kennenzulernen. Da ich selbst gespannt bin, wer am Donnerstag so auftaucht, werde ich erstmal ein paar meiner eigenen Klamotten mitbringen, die sich gerade so bei mir gesammelt haben, um geflickt zu werden. Wer Lust hat, kann sich dazu gesellen, handarbeiten und sich gerne mit mir zum Thema austauschen.“ 

Frage 3: Muss man etwas mitbringen? 

Julia Kline: Je nachdem, woran Ihr arbeiten wollt. Bringt gerne Eure Kleidung mit, die ihr flicken möchtet. Wenn ihr schon fortgeschritten seid, könnt ihr auch gerne Eure Nähmaschinen und Nähprojekte mitbringen (die können allerdings nicht im Guten Haus gelagert werden). Wenn ihr ganz neu im Thema seid, könnt ihr auch einfach mal dazu kommen, etwas trinken, zuschauen und Fragen stellen. 

Frage 4: Was sollte man bereits vom Nähen oder von anderen Techniken wissen? 

Julia Kline: „Eigentlich ist das völlig egal. Es sollte Interesse da sein, den Rest können wir zusammen lernen. Ich werde ein paar Bücher mitbringen mit verschiedenen Reparaturtechniken und kann gerne bei Interesse aus dem Nähkästchen plaudern. Wir finden sicher eine kreative Lösung für alle Eure textilen Herausforderungen.“

Frage 5: Wo findest Du selbst Deine Kleidung? 

Julia Kline: „Ich kaufe meine Kleidung privat hauptsächlich Second Hand. Für meinen Sohn nähe ich fast alles selbst, und zwar so, dass es möglichst lange passt und mitwachsen kann. 

Frage 6: Wie bist Du selbst zu diesem Thema gekommen und was bewegt Dich persönlich?

Julia Kline: „Schon als kleines Kind haben mich die Kleider meiner Mutter immer sehr fasziniert. 

Wir haben zuhause viel gebastelt und genäht, möglichst kreativ. Es war also nicht verwunderlich, dass ich Modedesign studiert habe. Mir war aber bereits nach dem Studium klar, dass der Beruf mir nicht genug Raum für meine kreative Entfaltung ließ. 

Ich möchte Menschen helfen, Zugang zu ihrer eigenen Kreativität und Wirksamkeit zu bekommen, weil es einfach großen Spaß macht, Dinge selbst zu gestalten und zu verändern und einem das das Gefühl von ‚Das habe ich selbst gemacht‘ gibt.“ 

Letzte Aktualisierung am 08.11.2022